Gedenktafel am Geburtshaus von Peter Hofmann eingeweiht – erfolgreicher Abschluss eines gemeinsamen Projektes

 

Im Oktober 2017 erhielt ich eine E-Mail, in der mich Herr Fritz Hofmann um Hilfe und Unterstützung bat.

Sein leider viel zu früh verstorbener Bruder – der Sänger Peter Hofmann – wurde  1944 in Marienbad geboren. Fritz Hofmann schrieb weiter, dass er sich sehr freuen würde, wenn ich auf meiner Homepage auch über Marienbad als Geburtsort des Sängers Peter Hofmann berichten würde. „Gedenktafel am Geburtshaus von Peter Hofmann eingeweiht – erfolgreicher Abschluss eines gemeinsamen Projektes“ weiterlesen

Jubiläum: 200 Jahre Kurstadt Mariánské Lázně / Marienbad

 

Zum 200. Jubiläum von Mariánské Lázně / Marienbad im Jahr 2018 hat der Stadtrat im November 2017 (Beschluss Nr. RM / 668/17)  ein Logo entwickeln lassen und seine Verwendung in entsprechenden Publikationen vereinbart.

Alle, die sich für eine positive Präsentation der Stadt und des dortigen Bäderwesens interessieren, finden das Logo für 2018 inkl. „Mini-Manual“ auf der Webseite der Stadt.

Wir freuen uns sehr, auch auf unserer Webseite mit diesem Logo für die wunderbare Kurstadt Mariánské Lázně / Marienbad werben zu können. „Jubiläum: 200 Jahre Kurstadt Mariánské Lázně / Marienbad“ weiterlesen

(4) Ausflug in die Geschichte von Mariánské Lázně/Marienbad – Kurzreisen und Betriebsausflüge

Mariánské Lázně/Marienbad liegt nur etwa 180 km von unserem Heimatort Hermsdorf in Thüringen entfernt, und so bot sich dieses interessante Reiseziel natürlich auch für Tagesausflüge, Kurzurlaube und auch – jaja, so etwas gab es früher einmal… – Betriebsausflüge übers Wochenende an.

Hier Bilder von einem Betriebsausflug im Jahre 1961:

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(1) Ausflug in die Geschichte von Mariánské Lázně/Marienbad – wie alles begann…

Mariánské Lázně/Marienbad ist eines der drei weltberühmten Kurbäder des westböhmischen Bäderdreiecks, und es ist das jüngste von ihnen: während Karlovy Vary/Karlsbad bereits im 14. Jahrhundert Stadtrecht erhielt und auch seit dieser Zeit die dortigen Heilquellen genutzt werden, feierte Mariánské Lázně im Jahr 2008 das 200jährige Jubiläum des Kurbetriebes. In dieser – historisch gesehen – recht kurzen Zeit hat der Kurort eine rasante Entwicklung erlebt.

Ein paar Anmerkungen allerdings vorweg:

  • Ich habe versucht, möglichst vieles aus den mir zur Verfügung stehenden Quellen (Bücher, Zeitungsberichte, diverse Webseiten) zusammenzutragen, zu sichten, sortieren und der grossen Historie entsprechend einzuordnen. Natürlich erhebt das keinerlei Anspruch auf Richtigkeit oder gar Vollständigkeit. Einige Zeitabschnitte sind bisher auch noch gar nicht berücksichtigt worden, da mir dazu leider nur wenige oder eher widersprüchliche Informationen vorliegen. Als Quellen dienten mir unter anderem folgende Veröffentlichungen:– Diverse neuere und ältere Reiseführer, wie zum Beispiel: GRIEBEN (1914)
    BAEDEKER (1929)

    WOERL (1941)

    OLYMPIA (1981)
    SOUKUP/DAVID (1998)

    IRPEN (2009)

    Eine der umfassendsten Quellen für mich ist die Webseite
    http://www.hamelika.czvon Ing. Richard Švandrlík (leider im Mai 2016 im Alter von 82 Jahren verstorben), der mehr als 100 Bücher und Schriften über die Geschichte von Mariánské Lázně/Marienbad und Umgebung verfasste und auf seiner Webseite (weitergeführt von David Švandrlík) eine schier unglaubliche Menge von Informationen sowie Verweisen/Links – z.T. auf Originaldokumente! –  zusammengetragen hat. Fantastisch!
  • Die Historie von Mariánské Lázně/Marienbad und der westböhmischen Umgebung ist seit Jahrhunderten gleichermaßen von böhmischen und deutschen Einflüssen geprägt.
    Somit verwende ich – soweit sinnvoll – sowohl die tschechische als auch die deutsche Bezeichnung für Orte, Personen usw. 

Die Geschichte der Stadt Mariánské Lázně/Marienbad ist eng und untrennbar mit der Geschichte des Prämonstratenserklosters in Teplá/Tepl verbunden. Dieses Kloster wurde im Jahre 1193 durch den Adeligen Hroznata gegründet und sollte in den nächsten Jahrhunderten eine wichtige Rolle für das Land spielen.

Die Tepler Mönche hatten bereits in dieser Zeit erste Heilquellen entdeckt, die als „Säuerling“ bezeichnet wurden. Die Quellen wurden 1528 auf Geheiß des Königs Ferdinand I. untersucht, mit dem hauptsächlichen Beweggrund, ob daraus Salz gewonnen werden könne, damit Böhmen von entsprechenden Lieferungen aus dem Ausland unabhängig würde. Salz war damals sehr teuer, nicht umsonst wurde es als „weisses Gold“ bezeichnet.
Doch die Enttäuschung war groß: das im Quellwasser enthaltene Salz war leider überhaupt nicht für Speisezwecke verwendbar, es handelte sich vielmehr um Glaubersalz, mit seiner bekannten abführenden Wirkung. Die Quelle in Úšovice/Auschowitz wurde nach dem König „Ferdinandsquelle“ genannt, weitere Quellen wurden untersucht und katalogisiert.

Das Hauptverdienst an der Idee, die mineralisierten eisenhaltigen Quellen für Heilzwecke zu nutzen und Heilbäder zu errichten, gebührt zwei bedeutenden Männern des Klosters Teplá/Tepl: dem Klosterarzt Dr. Josef Jan Nehr / Dr. Johann Josef Nehr und ganz besonders dem damaligen Abt des Klosters Karel Kaspar Reitenberger / Karl Prokop Reitenberger.
Beide gelten heute als Begründer des Kurorts Marienbad, sie beauftragten den Gärtner (heute würde man ihn als Landschaftsarchitekten bezeichnen) Václav Skalník / Wenzel Skalnik mit der Umgestaltung des ehemals unwirtlichen sumpfigen Tales zu der noch heute einmaligen Park-Gesamtkomposition von Landschaftselementen und behutsamen gestalterischen Eingriffen, die neben den von den Prager Architekten Georg Fischer und Anton Turner entworfenen Kurgebäuden den einmaligen Charakter von Mariánské Lázně/Marienbad ausmachen.

Die ersten Badehäuser – nach heutigem Verständnis wohl eher „Hütten“ – wurden 1807/1808 im Auftrag des Klosters Teplá/Tepl neben der Marienquelle errichtet, die damit dem Ort seinen heutigen Namen Marienbad / Mariánské Lázně gab. Die ältesten Häuser von Mariánské Lázně/Marienbad befinden sich übrigens in unmittelbarer Nähe des heute sehr bekannten Nationalrestaurants U Zlaté Koule (Zur Goldenen Kugel).

Nehr und Reitenberger waren in ihrer – für die damalige Zeit visionären! – Art allerdings nicht unumstritten. Speziell Abt Reitenberger, der neben eigenem Geld auch einen Teil des Klostervermögens für den Aufbau des Badeortes verwendete, stiess in den Reihen seiner Ordensbrüder auf offene Ablehnung und harte Vorwürfe, er würde das Geld des Klosters „in den Úšovicer Sümpfen  versenken“!

Man versuchte, Abt Reitenberger kaltzustellen, strengte eine Amtsenthebung an (offiziell trat er von seinem Amt zurück, man kennt das ja auch aus der heutigen Zeit…), und der nun ehemalige Abt  musste Tepla und Marienbad verlassen und ging 1827 nach Tirol, wo er 1860 im Stift Wilten bei Innsbruck starb.
Zu Lebzeiten ist ihm leider die Anerkennung seiner Verdienste versagt geblieben, aber 1879 – anlässlich seines 100. Geburtstags – liess die dankbare Stadt Marienbad ihm zu Ehren in der Nähe der Kreuzquellenkolonade ein Denkmal errichten.
Auch unter den Brüdern des Klosters setzte wohl später ein Umdenken ein, 1906 wurden Abt Reitenbergers sterbliche Überreste nach Tepla überführt und ehrenvoll auf dem Stiftsfriedhof beigesetzt.

In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts begann die Entfaltung des Kurortes, wenn auch anfangs noch etwas zögerlich. Kamen im Jahr 1827 nur ungefähr 1.500 Kurgäste nach Mariánské Lázně/Marienbad, so verdoppelte sich ihre Zahl allmählich in den nächsten 15 Jahren und verblieb auf diesem Niveau von ca. 3.000…5.000 Besuchern jährlich bis ins letzte Drittel des 19.Jahrhunderts hinein.

Erst als Mariánské Lázně/Marienbad an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde – 1872 an die Strecke Plzeň–Cheb/Pilsen-Eger, ab 1874 gab es eine direkte Verbindung nach Karlovy Vary/Karlsbad – kam es zu einem raschen Anstieg der Zahl der Kurgäste, und 1874 wurde erstmals die „magische Zahl“ von 10.000 Gästen überschritten.

Die verbesserte Erreichbarkeit von Mariánské Lázně/Marienbad machte den Kurort nunmehr auch weniger privilegierten Gästen zugänglich, die Versorgung verbesserte sich und rief einen neuen Bauboom hervor, so dass weitere Unterkünfte zur Verfügung standen. 1899, an der Schwelle zum 20.Jahrhundert, besuchten 20.000 Kurgäste die Stadt, und die Tendenz war weiterhin positiv!

Schon in den Anfangsjahren waren weltberühmte Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Politik unter den Gästen. Johann Wolfgang Goethe weilte mehrere Male hier (u.a. 1820, 1821, 1822 und 1823 – er wohnte im Haus „Zur Goldenen Traube“ – heute Stadtmuseum), und fand in Mariánské Lázně/Marienbad 72jährig seine letzte große – allerdings unerwiderte – Liebe in der 17jährigen Ulrike von Levetzow.

Die Enttäuschung darüber, dass das junge Mädchen seinen Heiratsantrag ablehnte, verarbeitete der grosse Dichter 1823 in seiner Marienbader Elegie. Er kehrte nie wieder – so weiss es die Geschichte zu berichten – nach Marienbad zurück.

Ausgangs des 19.Jahrhunderts etablierte sich Mariánské Lázně/Marienbad als europäisches Zentrum von Politik und Gesellschaft.

Es war die Blütezeit des Bades, viele gekrönte Häupter und andere Promininente besuchten in dieser Zeit die Stadt.

Die Gästeliste des 19./Anfang 20. Jahrhunderts liest sich heute noch wie das „Who is who“ der damaligen Zeit:
Nikolai Gogol (1839),
Fryderyk Chopin (1836),
Richard Wagner (1845),
Johann Strauss (1890/1891),
Mark Twain (1891),
Thomas Alfa Edison (1911),
Siegmund Freud (1913),
Franz Kafka (1916),
Maxim Gorki (1923/1924)

und viele andere mehr.

1897 kam der spätere britische König Edward VII. – der seinerzeit mächtigste Mann der Welt – zum ersten Mal zur Kur nach Mariánské Lázně/Marienbad, in den folgenden Jahren bis 1909 wiederholte er seine Besuche, was den Ruf des Kurortes ungemein förderte. Im Kurhotel „Nové Lázně/Neubad“ kann man heute als besondere Attraktion ein Bad in seiner Königskabine nehmen.





König Edward II. traf sich hier mit weiteren namhaften Herrscher-Persönlichkeiten Europas: 1904 mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I., – ein Denkmal verweist heute auf diese historische Begegnung:


und 1907 kommt es im Hotel Weimar (früher: Klebelsberger Palais, heute Kavkaz, leider noch auf die Renovierung hoffend…) zu einem Gipfeltreffen über die Aufteilung der Einfluss-Sphären in Asien.

König Edward VII. verhandelt hier auch mit dem russischen Aussenminister und dem französischen Ministerpräsidenten, die getroffenen Vereinbarungen waren die Grundlage der späteren – gegen Deutschland und Österreich-Ungarn gerichteten – Entente.

Das KAVKAZ heute…
…und in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Der englische König Edward II. war es übrigens auch, der hier in Marienbad im August 1905 den ersten Royal Golf Club auf dem europäischen Festland eröffnete. Zu den Festlichkeiten anlässlich des 100.Geburtstages des Golfplatzes weilte mit Prince Edward wiederum ein Mitglied des britischen Königshauses in Mariánské Lázně/Marienbad.

Hier ein Video eines tschechischen UrbExers, der das Kavkaz 2014 erkundete:

→ weiter zum zweiten Teil.

(2) Ausflug in die Geschichte von Mariánské Lázně/Marienbad (1918 – 1990)

Der Erste Weltkrieg brachte einen herben Einschnitt in der bisherigen erfolgreichen Entwicklung des Kurbades, doch es trat recht schnell eine Erholung ein. Der Kurbetrieb lebte wieder auf, trotz Inflation stiegen die Besucherzahlen auf Vorkriegsniveau an und erreichten 1929 die bisher einmalige Rekordzahl von 41.226 Kurgästen in einer Saison.

Marienbad war zu dieser Zeit DAS angesagteste Reiseziel für die Berühmten, Schönen und Reichen dieser Welt – nur St. Moritz war damals noch exklusiver!

Die entscheidende Zäsur kam mit dem Zweiten Weltkrieg, der das vorläufige Ende des internationalen Besucherstroms bedeutete. Die Kurstadt blieb zwar im Krieg von Zerstörungen verschont, erlitt aber deutliche Blessuren, an denen das Kurbad noch einige Zeit zu leiden hatte: 1943 wurde die Berliner Charite nach Mariánské Lázně verlegt, weil in Berlin aufgrund der ständigen Luftangriffe der Allierten nicht mehr für die Sicherheit der Patienten garantiert werden konnte. Dafür wurden in Mariánské Lázně insgesamt 90 Häuser – auch Kur-Hotels –   beschlagnahmt.

In dieser Zeit wurde auch der sogenannte „Berliner Friedhof“ (berlínský hřbitov) angelegt, ein Abschnitt des städtischen Friedhofs, auf dem verstorbene Patienten der ausgelagerten Charite, aber auch Soldaten beerdigt sind.

Weitere Belastungen erfuhr Marianske Lazne in der Folgezeit durch die Flüchtlingsströme aus dem Osten: zu dieser Zeit hatten Mariánské Lázně und Úšovice zusammen ca. 12.000 Einwohner, durch die Flüchtlinge hatte sich diese Zahl auf 50.000 erhöht – also mehr als vervierfacht!
Hygienische und Versorgungsprobleme waren die logische Folge.

Am 6. Mai 1945 wurde Mariánské Lázně/Marienbad von der 3. US-Armee unter Führung von General Patton befreit. Somit war für den Kurort der Zweite Weltkrieg beendet, mit den Auswirkungen hatte die Stadt allerdings noch lange zu kämpfen.

Bereits während der letzten Kampfhandlungen des Krieges befanden sich viele deutschböhmische Bewohner auf der Flucht, weitere wurden aufgrund der Beneš-Dekrete in den Jahren 1945/1946 deportiert.

Dafür kamen aus den verschiedensten z.T. weit entlegenen Gegenden der Tschechoslowakei Neubürger in die ehemals mehrheitlich von Deutschen bewohnten Städte und Gemeinden, die allerdings in der großen Mehrheit  keinen Bezug zu dem weltberühmten Kurbad hatten und leider oft auch nicht aufbauen wollten.

1946 wurden die Kureinrichtungen verstaatlicht, und Mariánské Lázně/Marienbad wurde zu einem Kurort den tschechoslowakischen Gewerkschaftsbundes (ROH).

Die Zahl der Kurgäste stieg wieder an, es wurde nunmehr zum Ganzjahreskurbetrieb übergegangen. Das Kur- und Badewesen entwickelte sich weiter, 1952 wurde das Balneologische Forschungszentrum mit internationaler Bedeutung gegründet, an dieser Stelle befindet sich seit 2004 das Hotel Falkensteiner Grand Spa:

In den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts stabilsierte sich die Zahl der jährlichen Kurgäste auf einem recht hohen Niveau (1984: 36.006 , 1985: 37.256, davon jeweils ca. 10% Patienten zur ambulanten Kur).
Wenn man die Urlauber und kurzfristigen Besucher hinzurechnet, kommt man in diesen Jahren auf 200.000 bzw. 1.000.000 Gäste pro Jahr, so dass man davon ausgehen kann, dass wahrscheinlich jeder Bürger der damaligen Tschechoslowakei einmal im Leben Mariánské Lázně/Marienbad besucht haben wird.

Obwohl also der weitaus grösste Teil der Patienten aus der Tschechoslowakei kamen, war der Anteil der ausländischen Gäste doch bemerkenswert: ca. 3.000 Patienten fuhren jährlich aus der damaligen DDR nach Mariánské Lázně/Marienbad, und auch aus der Bundesrepublik Deutschland + Westberlin fanden pro Jahr etwa 700 Kurgäste den Weg ins westböhmische Kurbad, denn für die Behandlung spezieller Erkrankungen des Bewegungsapparates sowie der Nieren und des Verdauungssystems war und ist ein Kuraufenthalt in Mariánské Lázně/Marienbad zu jeder Zeit ein Geheimtipp!

Unser Onkel Conrad Burgold hatte ebenfalls das Glück, sein Nierenleiden hier kurieren zu lassen. Ein paar Erinnerungsbilder von seinen Aufenthalten in den Jahren 1962/63 gibt es noch – hier im dritten Teil dieser kleinen historischen Betrachtung.

Nach der Samtenen Revolution in Herbst 1989  ging es zunächst wiederum  um eine Neuausrichtung des Kurbades. Eine Vielzahl der Gebäude hatte unter der mangelnden Instandhaltung der letzten Jahrzehnte zum Teil stark gelitten, doch die neu entstandenen privatwirtschaftlich arbeitetenden Unternehmen waren nicht mit unendlich viel Kapital ausgerüstet, so dass die Sanierung/Restaurierung der Kureinrichtungen nur schrittweise erfolgen konnte.
Inzwischen findet man aber im Stadtzentrum nur noch sehr wenige sanierungsbedürftige Objekte, und zum Glück ist man beim Stadtumbau recht behutsam und mit dem Hauptaugenmerk auf die Historie der Stadt vorgegangen und hat nicht die Fehler anderer (westlicher) Kurstädte wiederholt.

Doch: HALT beinahe wäre es doch passiert, und im Zentrum von Mariánské Lázně wäre ein Betonklotz – eher wenig zur übrigen Architektur passend –  entstanden. Dazu muss ich ein wenig weiter ausholen.

So mancher Besucher Marienbads wird sich über den seltsamen freien Platz am oberen Ende der Hlavní třída / Hauptstraße Richtung Kolonade hinüber gewundert haben:

Hier befand sich bis zu den Jahren 1977-79 ein Gebäudekomplex von 11 bzw. 12 Häusern, darunter solche namhafte Gebäude wie das Hotel Krym (früher Tepler Haus) und das Hotel Klinger.

Im historischen Stadtplan von 1910 sind die Häuser zwischen Franz-Josefs-Platz und der Stephansstraße eingezeichnet:

Der Zustand dieser Häuser war leider zum Teil bereits nach dem Krieg ziemlich desolat. Notwendige Reparaturen blieben aus, viele der Häuser wurden mit Stützen bzw. zusätzlichen Betonelementen in den Kellern gegen Einsturz gesichert. Einige standen auch schon leer, andere waren noch in Nutzung.

Dazu gibt es eine Anekdote, die uns einmal eine Marienbader Stadtführerin erzählte:

Eine ältere Bewohnerin eines der Wohnhäuser zwischen Mírové náměstí und Jugoslávská schloß eines Tages die Tür zu Bad und Toilette etwas kräftig und wunderte sich über das seltsame Geräusch, was darauf folgte.

Sie öffnete die Tür erneut und:  sah ins Freie!


Fussboden und Aussenwand des Bades waren zusammengebrochen und lagen als Schutthaufen auf der Strasse. Nicht auszudenken, wenn das ein paar Minuten früher passiert wäre. 😮

Naja – eine Anekdote, aber durchaus plausibel…

Der Stadtplan von Mariánské Lázně von Anfang der 80iger Jahre zeigt diese Häuser noch, aber sie werden nicht mehr mit Hotelnamen etc. benannt:

Es wurde also beschlossen, diese Häuser abzureissen, was dann in den Jahren 1977-1979 geschah.

Geplant war, an dieser Stelle einen modernen Kur-Komplex aufzubauen, welches Platz für 900 Patienten bieten sollte.  Auch der Name des Kurhotels stand bereits fest: ARNIKA.

Doch in den 80iger Jahren gerieten diese Pläne ins Stocken, wahrscheinlich fehlte neben der verfügbaren Baukapazität wohl auch das nötige Geld, denn  die genauere Untersuchung des Baugrundes ergab aufgrund der vielen Marienbader Quellen einige geologische Besonderheiten, die zum einen wohl für den desolaten Zustand der früheren Gebäude mitverantwortlich waren, zum anderen aber auch die veranschlagten Baukosten für das geplante Super-Hotel massiv in die Höhe trieben.

Und: es gab auch einige warnende Stimmen, die nicht ohne Grund befürchteten, dass der Bau dieses Hotel (und die damit verbundenen Tiefbauarbeiten) einen noch nicht abzusehenden Einfluß auf die Quellen haben könnte…

Ausgerechnet im geschichtsträchtigen Herbst 1989 gewannen die Pläne noch einmal an Gestalt. Am 09. November war feierliche Grundsteinlegung, und eine Baufirma aus Karlovy Vary begann mit ersten Arbeiten. Das Gesamtvolumen der Baukosten für das neue Hotel wurde in einem Zeitungsartikel mit unvorstellbaren 657 Millionen Kčs (ca. 220 Mio DDR-Mark) benannt! 

Die Bauarbeiten wurden aber dann im Frühjahr 1990 schnell beendet, die schweren Baumaschinen wurden abtransportiert und das Gelände mit einem Zaun abgesperrt.

Später kamen noch zwei  große Tafeln hinzu, die den Besuchern der Kurstadt mehrsprachig erläuterten, dass es sich hier um einen zukünftigen Bauplatz handelt und man sich für den jetzigen Zustand entschuldigt.

Sie sind heute noch zu sehen:

→ weiter zum dritten Teil.

(3) Ausflug in die Geschichte von Mariánské Lázně/Marienbad – Kuraufenthalte von Onkel Conrad Burgold

Wie bereits im zweiten Teil erwähnt, hatte unser Onkel Conrad Burgold das Glück, mehrfach zu einem Kuraufenthalt nach Mariánské Lázně/Marienbad zu reisen.
Ein paar Erinnerungsbilder von seinen Aufenthalten aus den Jahren 1962 oder 1963 (lässt sich leider nicht mehr ganz genau spezifizieren) gibt es hier im dritten Teil unserer kleinen historischen Betrachtung.

Das Centrální Lázně
Elfriede und Conrad Burgold  (die Ehefrau durfte mal am Wochenende zu Besuch kommen)
Das Hotel Cristal Palace in seiner damaligen Form, es wurde in den neunziger Jahren komplett und modern umgebaut
Grandhotel Pacific am oberen Ende der Hlavní třída
Diese Kolonade wurde später versetzt und umbenannt (hier noch: Rudolfs- und Ferdinandsquelle, später Karolinenquelle)
Auf der Hlavní třída (Hauptstrasse)

 

Kolonade
Kolonade
Die Kreuzquelle
Und noch einmal die Kreuzquelle (deshalb oben der Hinweis auf den Parteitag)
Die Büste Josef Nehrs
(damals ausserhalb des Gebäudes?)
Das Hotel Palace Praha
Im Kurpark
Nochmal das Palace Praha, speziell das Cafe
Die sogenannte „Obere Kolonade“ oder auch „Sonnenkolonade“. 1875 gebaut, schloss sie sich an die Hauptkolonade an. Sie wurde 1973 abgerissen.

 

Erstmal ausruhen… (im Hintergrund Getränkeautomaten: kennt die noch jemand?)
Siehe oben: die Kolonade der Rudolfs-/Ferdinandsquelle (hier teilverglast) wurde in späteren Jahren einige Meter Richtung Centrální Lázně versetzt und heisst heute Kolonade der Karolinenquelle.
Ausflug nach Františkovy Lázně

Und hier noch eine kleine Sammlung von Ansichtskarten aus den 60iger…80iger Jahren:

Aus späteren Jahren (1985) ist noch eine Speisekarte erhalten, die ich kürzlich bei einem Internet-Auktionshaus entdeckt (und gekauft…)  habe und hier ebenfalls präsentieren möchte:

weiter zum vierten Teil: