April 2004: Kur-Urlaub in Mariánské Lázně (Marienbad)

Im zweiten Anlauf war es uns nunmehr im April 2004 endlich gelungen, unsere Zeitpläne mit den verfügbaren Kapazitäten im Kurhotel „Nové Lázně“ so in Einklang zu bringen, dass  für uns diesmal eine zweiwöchige Kur in Marienbad bevorstand.

Ob es nun an unserer besonderen Erwartungshaltung, dem unmittelbar bevorstehenden EU-Beitritt der Tschechischen Republik zum 01.05.2004 (der auch in Tschechien trotz der unbestreitbaren Vorteile nicht ausnahmslos positiv gesehen wird) oder durch westliche Unternehmensberater und (neues?) einheimisches Management leicht demotiviert wirkende Teile des Personals lag, vermag ich nicht sicher zu sagen.

Jedenfalls gibt es zu Beginn unseres 2004er Aufenthalt ein paar Kleinigkeiten anzumerken, die zwar unsere auch in diesem Jahr positive Gesamteinschätzung nicht komplett in Frage stellen, aber für uns doch ein wenig ärgerlich waren, da so etwas in der Vergangenheit weder ein Problem darstellte noch Anlass zur Kritik gab.


Die ganze Geschichte:

Wir hatten den diesjährigen Kuraufenthalt bereits am Ende unserer letzten Kur im November 2003 gebucht, um diesmal ein „Zuspätkommen“ zu vermeiden. Die 2004er Preisliste lag uns bereits vor (mit den auch hier üblichen „Preisanpassungen“ von Jahr zu Jahr…), und wir buchten wie in den Vorjahren pauschale Kurprogramme. Diese bieten bei einem vorteilhaften Preis-Leistungs-Verhältnis eine breite Palette von Kuranwendungen. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht – sowohl im Centralni Lazne als auch im Nove Lazne – und jeder hatte sich auch diesmal nach Geschmack und Indikation sein Kurprogramm ausgewählt.

Angela hat aufgrund ihrer beruflichen Belastung mit Verspannungen im Nacken und Rücken zu kämpfen, deshalb (und auch wegen einer Unverträglichkeitsreaktion bereits 1999) tauschte sie bisher immer die in ihrem Kurprogramm enthaltenen „Trockenen Gasbäder“ gegen „Gasinjektionen“ aus. In den vergangenen Jahren gab es mit diesem Tausch keine Probleme, er wurde im Gegenteil sogar von einem behandelnden Arzt angeordnet.

Leider nicht so in diesem Jahr: der behandelnde Arzt ging leider überhaupt nicht auf diesen Wunsch ein. Unser Hinweis, dass das in der Vergangenheit nie ein Problem war und auch für die Kurbetriebsgesellschaft kein Verlust entsteht – die Gasinjektionen sind sogar noch geringfügig preiswerter – wurde damit abgetan, dass bei den pauschalen Kurprogrammen kein Tausch von Anwendungen möglich sei und wir doch lieber auf die „Klassische komplexe Heilkur“ umbuchen sollen, da ginge so etwas !

Naja, wir waren jedenfalls erstmal bedient. Wir fragten an der Rezeption nach, warum diesmal solche Sachen ein Problem darstellen sollten, die in der Vergangenheit nie ein Thema waren. Die junge Dame konnte uns aber auch nicht weiterhelfen – Umbuchen während eines bereits begonnenen Kuraufenthaltes ist auch nicht so einfach – und verwies uns wegen der Angelegenheit an die Schwester und den behandelnden Arzt.
Da ich bei der Durchsicht meines Behandlungsplanes festgestellt hatte, dass in der zweiten Woche das „Bad in der Königskabine“ (zufällig eine der kostenintensivsten Anwendungen – ca. 700 CZK…) vergessen wurde, musste ich eh noch einmal zur Schwester, um dies nachtragen zu lassen. Auf meine Frage nach der Möglichkeit zum Tausch von Anwendungen schüttelte sie sofort den Kopf und sagte, das könne nur der Arzt entscheiden. Die Meinung des Arztes dazu kannten wir ja aber nun schon…

Wir waren schon fast soweit, die nicht gewünschten und gegen Nackenverspannungen auch mit Sicherheit nicht hilfreichen „Trockenen Gasbäder“ verfallen zu lassen. Aber wir beschlossen, es trotzdem noch einmal bei unserem behandelnden Arzt zu versuchen, auch wenn wir – ehrlich gesagt – wenig Hoffnung hatten.

Beim Warten vor dem Sprechzimmer lief uns der Chefarzt Dr. Pavel Knára über den Weg. Wir baten ihn um ein kurzes Gespräch und erläuterten unser Problem, wiesen auch darauf hin, dass vor fünf Monaten bei unserem letzten Kuraufenthalt der von uns gewünschte Tausch völlig unproblematisch realisiert werden konnte und dass er selbst im Jahr 2001 als unser behandelnder Arzt dies auch so gemacht hat.

Er erklärte uns, dass die Anweisung an die Ärzte, keinen Tausch von Anwendungen bei pauschalen Kurprogrammen mehr durchzuführen, von ihm stamme, da es in der Vergangenheit gehäuft vorgekommen war, dass Patienten das kostengünstigste Pauschalangebot gebucht hatten, dann aber vom Arzt diese und jene wesentlich teurere Anwendung ins Programm aufgenommen haben wollten, ohne zuzuzahlen. Wir erklärten ihm, dass das in unserem Fall nicht zutrifft, sondern vielmehr die Kurbetriebsgesellschaft je Anwendung einen Vorteil von 10 CZK hat, und ausserdem medizinische Gründe – die oben beschriebene Unverträglichkeitsreaktion auf der Haut – für den Tausch vorlägen, die in der Vergangenheit problemlos akzeptiert wurden.

Naja, der Chefarzt Dr. Knára liess sich letztendlich überzeugen und ging zu unserem behandelnden Arzt, vielleicht, weil wir trotz unseres – für Marienbader Verhältnisse fast jugendlichen 😉 – Lebensalters schon zu den Stammgästen im Nove Lazne zählen, vielleicht auch, weil ich gegenüber der Dame an der Rezeption offen meine Verärgerung über die Probleme kundgetan und angekündigt hatte, dass dies dann wohl unser letzter Aufenthalt in ihrem Hause sein würde. Wer weiss…

Wir sind sonst eigentlich vom Typ her nicht unbedingt die Leute, die die sprichwörtliche „Fliege an der Wand“ stört und die sich wegen jeder Kleinigkeit gleich beim Hotelmanager oder Chefarzt beschweren müssen. Viele Sachen sehen wir ja auch ein, und die Ausnutzung der Gutmütigkeit des Arztes zu Ungunsten der Kurbetriebsgesellschaft finden wir auch nicht fair.
Aber irgendwie konnten wir uns nicht anders helfen, als den Chefarzt auf unser Problem aufmerksam zu machen, und ausserdem hat ja keiner einen Schaden, sondern jeder nur Nutzen aus dieser kleinen Mühe mitgenommen.

Der Rest ist schnell erzählt: unser Arzt tauschte – nunmehr auf Anweisung seines Chef – die Behandlungen aus, und alle waren irgendwie zufrieden:

– wir, weil Angela jetzt die Anwendungen bekam, die ihr WIRKLICH helfen,

– der behandelnde Arzt, weil er nicht entgegen der Anweisung seines  Chefarztes handeln musste,

– der Chefarzt Dr. Pavel Knára, weil er Stammgäste eventuell für weitere Jahre an sein Kurhaus bzw. an Marienbad binden konnte.

Trotzdem bleibt natürlich immer noch ein leichter bitterer Nachgeschmack, da bei gleicher Ausgangssituation bisher nie ein solches Problem aufgetreten war.
 


An den Behandlungen gab es – und DAS war dann genau wie in den Vorjahren – absolut nichts auszusetzen: ausgesprochen freundliches Personal, sehr höflich und zuvorkommend, fachlich TOP, alle vereinbarten Termine wurden pünktlich eingehalten, Behandlungsräume und Bäder sauber und modern, einfach Klasse !

Dieses uneingeschränkte Lob können wir auch wieder für den Bereich Unterkunft verteilen: wie man auf den Bildern sehen kann, ist das Hotel trotz des klassizistischen Stils (und man hat sich bei der Komplettrenovierung strikt am historischen Original orientiert!) innen modern und komfortabel eingerichtet und hält in jedem Fall einen Vergleich mit dem internationalen Standard stand. Geräumige Zimmer, geschmackvoll und doch praktisch eingerichtet, Fernseher, Telefon, Kühlschrank, Internetanschluss, Schreibtisch, Sessel, Tisch, Einbauschränke, WC, Bad mit Wanne und… und … und…: alles vom Feinsten.

Und auch der Hausservice lässt keinerlei Wünsche offen: die Zimmer werden täglich gesäubert, die Bettwäsche wöchentlich, Handtücher und Bademäntel nach Wunsch gewechselt, TOP !

Mehr noch: ich kenne mehrere Hotels in Deutschland, die sich zwar ebenfalls mit vier Sternen schmücken (dürfen) und sich das auch entsprechend bezahlen lassen, aber vom Niveau her mindestens zwei Klassen unterhalb des Nove Lazne rangieren.

In dieser Hinsicht ist das Kurhotel Nové Lázně eine absolute Empfehlung !

Für den gastronomischen Bereich allerdings gilt wieder das eingangs Gesagte: insgesamt positive Gesamteinschätzung, aber wir mussten leider – entgegen unseren durchweg positiven Erfahrungen aus den Vorjahren – Entwicklungen feststellen, die für uns so nicht komplett zufriedenstellend sind.

Zum Beispiel die Getränkepreise: Natürlich ist uns klar, dass in einem Vier-Sterne-Hotel auch ein entsprechendes Preisniveau herrschen muss und dass das Hotelrestaurant „Royal“, in dem wir alle unsere Mahlzeiten (Vollpension) einnahmen, zu den teuersten in Marianske Lazne zählt. An „Preisanpassungen“ von Jahr zu Jahr sind wir ja von zu Hause aus auch gewöhnt. Aber dass z.B. der Preis für ein Bier vom November 2003 zum April 2004 um 50% (!) steigt, halten wir für schlichtweg überzogen:

November 2003
April 2004
0,33 l
25 CZK
36 CZK
0,5 l
40 CZK
60 CZK

(Kurs April 2004: 1 € ca. 32 CZK)

Es scheint sich also mittlerweile auch bis nach Tschechien herumgesprochen zu haben (oder ist durch ausländische Unternehmensberater hereingetragen worden – siehe oben…), dass sich in der Gastronomie mit Getränken offenbar am einfachsten und mit dem geringsten Aufwand Geld verdienen lässt – wie das auch in deutschen Gaststätten seit Jahren gang und gäbe ist. 🙁

Das Bedienungspersonal im Restaurant „Royal“ war durchweg sehr höflich und bemüht, und der weitaus größte Teil versah seinen Job mit großer Freundlichkeit, sehr aufmerksam und zuvorkommend. Viele von ihnen waren uns ja schon aus den Vorjahren bekannt, und auch sie freuten sich, uns wiederzusehen – wie gute Bekannte !
Es gab allerdings auch einzelne Kellner, die mit sichtlich weniger Engagement ihre Arbeit taten. Immer noch höflich und korrekt, also rein formal gesehen kein Grund zur Klage, aber halt mehr „Dienst nach Vorschrift“…

Wir haben die oben angeführten Punkte natürlich auch auf dem Fragebogen zur Gästezufriedenheit vermerkt und hoffen, dass bei unserem nächsten Aufenthalt (voraussichtlich Herbst 2005) vielleicht ein paar der angesprochenen Dinge korrigiert wurden. Wir werden sehen.

Wie man auf den Bildern weiter unten sieht, meinte es das Wetter recht gut mit uns: bis auf wenige Ausnahmen war es recht sonnig und teilweise sogar frühlingshaft warm (ganz im Gegensatz zum nachfolgenden Mai mit Bodenfrösten bis zum Ende des Monats hin – brrr…).
Wir konnten also die 14 Tage in Marianske Lazne gut geniessen, sind viel spazierengegangen und gewandert, und das Auto blieb – abgesehen von einem Ausflug ins Naturreservat Kladska und einer Nachmittagstour nach Frantiskovy Lazne – im Parkhaus. Stattdessen: viel Bewegung an frischer Luft!

Viel Bewegung macht natürlich viel Hunger, und die gute böhmische Küche hat was dagegen: trotz Vollpension kann man natürlich – wenn man nur eine Obstplatte zum Abendbrot hatte oder schon vor 18:00 Uhr gegessen hat – auch abends mal noch einen Kleinigkeit zu sich nehmen. Zusätzlich wirkt natürlich auch noch das gute tschechische Bier – ob das „Prazdroj“ aus Plzen oder das „Chodovar“ aus Chodova Plana – appetitanregend.

Auf einige Restaurants in Marianske Lazne habe ich bereits in den letzten Reiseberichten hingewiesen, diesmal möchte ich das Restaurant „Churchill“ näher beschreiben. Mittlerweile schon traditionell verbringen wir (mindestens!) den ersten und den letzten Abend in Marienbad dort.

Das „Churchill“ ist im Stile eines englischen Clubs eingerichtet: viel dunkles Holz, dicke Ledersitze; Humidor für die Liebhaber dicker (Churchill-)Zigarren usw. Es befindet sich im Erdgeschoss des (und gehört zum) Hotel „Excelsior“ , ein Vier-Sterne-Hotel der Orea-Gruppe.

Man sitzt dort sehr gemütlich beim Bier und kleineren (oder auch größeren, je nach Hunger) Köstlichkeiten aus der Küche. Meist entschieden wir uns abends noch für eine Suppe oder eine Kalte Platte mit Prager Schinken. Die Bedienung ist äußerst zuvorkommend, sehr freundlich und oft zu einem Spaß aufgelegt: einfach Spitze !
Dienstags ist meist Live-Music-Abend, dann spielt eine Country- oder Jazz-Band: ebenfalls sehr empfehlenswert und für uns natürlich ein willkommener Grund, auch mal zwischendurch im „Churchill“ einzukehren.

 

Hier weitere  Bildimpressionen vom 2004er Kuraufenthalt in Marianske Lazne:


Panoramaaufnahme von Marianske Lazne
 

 
 
 Im

Ein besonderes Highlight war unser Ausflug in die tschechische Hauptstadt Praha (Prag). Diese Reise war eigentlich schon lange geplant, wir hatten sie nur bisher während unserer vergangenen Marienbad-Aufenthalte nie realisieren könne, da diese Ganztagestour nur sonntags durchgeführt wird, da ja an allen anderen Tagen Behandlungen stattfinden.
Wir buchten diese Reise jedenfalls gleich zu Beginn unserer ersten Kurwoche und erhielten als Bonus-Beigabe noch Freikarten für einen Stadtrundgang in Marienbad.
Naja: geschenkt, dachten wir, das kennen wir alles schon, da können wir bald selbst als Stadtführer fungieren. Aber weit gefehlt. In den 2 Stunden, die uns die freundliche und sehr kompetente ältere Dame an einige wichtige Plätze in Marianske Lazne führte, erfuhren wir eine Menge Neues über den Kurort – natürlich wie bei jedem Stadtführer gewürzt mit kleinen Anekdoten über bekannte und unbekannte Zeitgenossen, was wir bisher in keinem Reiseführer und keiner anderen Publikation lesen konnten. Das war ganz toll, und ich kann jedem diesen Stadtrundgang (Start: jeweils Mittwoch 15:00 Uhr ab Nove Lazne) nur empfehlen !

Aber zurück zu unserem Prag-Ausflug: in einem kleinen Bus mit knapp 20 Sitzplätzen fuhren wir mit Busfahrer Herr Hausdorf und Reiseleiter Herr ??? (Name ist mir leider entfallen) am Sonntag um 07:30 Uhr Richtung Prag los. Der Bus war voll besetzt, also war das frühzeitige Buchen keine schlechte Idee gewesen.
Gegen 10:30 Uhr kamen wir – nach Stadtdurchfahrt von Plzen und einer kleinen „urologischen“ Pause auf einem Autobahnrastplatz – in Prag an, wo wir in der Nähe des Wallenstein-Palais auf der Kleinseite unseren Bus verliesen.

 

 Wallenstein’s Palais
 
 
 Karlsbrücke
 Blick zum Hradschin
 
 Altstädter Rathaus mit…
…astronomischer Uhr 
 Beim Kauf von Bildern
 
 Wenzelsplatz
 Eine der vielen kleine Gassen, die zum Altstädter Ring führen
 
 
 
 Der historisch erhaltene Erker der Karls-Universität, die als älteste deutsche (!) Universität 1348 gegründet wurde
 
Auf dem Hradschin 
 „Soldatenballett“
 
 Palais Lobkowicz: die Deutsche Botschaft in Prag – eine historische Stätte der europäischen Geschichte
 
 
 
 
 
 
 
 St.Veits-Dom
 
 
 
 
 

 

 

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