Obwohl wir seit 1999 schon in vielen Hotels in Mariánské Lázně zu Gast waren, gibt es doch immer noch eine ganze Reihe von Häusern, die wir noch nicht kennen. Auf besondere Empfehlung von unserer lieben Freundin Noemi von der Reiseagentur Marienbad-Hotels haben wir uns für diesen Kurzurlaub (ein verlängertes Wochenende im April 2016) für das Hotel LA PASSIONARIA entschieden, ganz in der Nähe vom SwissHouse, ebenso ruhig, aber auch günstig für Spaziergänge gelegen.
Die Anreise ist für uns ja kein großer Aufwand: Angela hatte am Donnerstag noch Frühschicht, ich habe sie dann mittags im Salon abgeholt, und so waren wir bereits kurz nach 14:00 Uhr in Mariánské Lázně angekommen.
Unser gebuchtes „Studio“ entpuppte sich dann als eine komplett eingerichtete Wohnung mit großem Wohnzimmer + angeschlossener Küche, einem ebenso großen Schlafzimmer sowie Bad und separatem WC, insgesamt mehr als 80m² Wohnfläche. Toll!
Zwei kleine Abstriche (OK, Jammern auf höchstem Niveau… 😀 ):
– die Internetverbindung war während unseres Aufenthaltes ziemlich bröckelig, es gab häufig Verbindungsabbrüche. Die Verbindung zum WLAN des Hotels war OK, aber „nach draussen“ ging regelmäßig alle 5-10 Minuten nichts mehr… Wir verschafften uns woanders „Linderung“: aufgrund unserer günstigen Lage im zweiten Obergeschoss konnten wir uns ins (ebenfalls freie) WLAN vom Hotel Villa Regent schräg gegenüber einwählen. Das lief deutlich stabiler, obwohl ebenfalls mit Funkanbindung (WiMAX) und nicht DSL o.ä. ans Internet realisiert.
– TV-Programme (in unserem Zimmer 33): die Empfangsanlage scheint ein ziemlich ungewöhnliches Konzept zu haben: die via terrestrischer Antenne und Satellit empfangenen Sender werden entweder direkt als DVB-T-Programm eingespeist bzw. auf DVB-T umgesetzt und mit einem DVB-T-Empfänger am Fernseher sichtbar gemacht. Zur Auswahl standen in unserem Zimmer alle tschechischen Sender, die in Bayern empfangbaren öffentlich-rechtlichen Sender aus Deutschland sowie RTL und VOX jeweils in der österreichischen Lokalisierung. Hmmm…
Möglicherweise lagen an der Antennendose noch andere Sender an, eventuell auch mit SAT-Empfänger alle direkt empfangbaren Programme von den ASTRA-Satelliten, aber mit den in unserem Studio vorhandenen Geräten war nichts weiter zu empfangen. Aber wir sind ja nicht zum Fernsehen in Mariánské Lázně, nicht wahr?
Zum Frühstücksbuffet gingen wir ins Restaurant im Erdgeschoss. Dort ist für jedes Zimmer bereits ein fester Platz reserviert. Finden wir gut! Das Angebot zum Frühstück war in Ordnung: nichts herausragendes, aber auch kein Anlass zur Kritik, alles frisch, alles soweit OK. Guter Durchschnitt.
Kurprozeduren: Wir hatten bereits vorher jeweils zwei Behandlungen gebucht, die dann für Freitag und Samstag vormittags eingeplant waren. Leider hatte ich diesmal mit leichten gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen, so dass ich nach der ersten Massage nach Rücksprache mit der Ärztin von weiteren Prozeduren absehen musste, dafür aber dann am Samstag einen sehr ausgedehnten Spaziergang durch die angrenzenden Wälder geniessen konnte. Angela war sehr zufrieden mit ihren Kurprozeduren (Massage und Bad), es war aber ja leider nur ein Kurzaufenthalt mit zwei Behandlungen, so dass von einer dauerhaften Linderung der Verspannungen natürlich noch nichts zu spüren war. Im Oktober/November 2016 im SwissHouse wird das wieder besser…
Unser Fazit: ein schönes Hotel, sehr gut ausgestattet, hier lässt es sich aushalten.
Allerdings:
Wenn, ja: WENN es da nicht Gäste gäbe, die ein wenig andere Vorstellungen von Wellness und Erholung haben…
Die 10köpfige Damengruppe, die am Freitag anreiste, verbrachte große Teile ihres Aufenthaltes sekttrinkend, rauchend und sich (dem zunehmenden Alkoholspiegel entsprechend…) sehr lautstark unterhaltend auf den Balkons unterhalb unseres Zimmers. Dadurch war unsere Nachtruhe leider sehr eingeschränkt – am Freitagabend ging das Treiben bis Mitternacht, am Samstagabend (bzw. Sonntagmorgen…) wäre ohne unseren energischen Protest dann wohl auch um 01:30 Uhr noch nicht Ruhe eingekehrt…
Dem Hotel ist das nicht unbedingt anzulasten, allerdings ist die Rezeption nur bis 18:00 Uhr besetzt, so dass man solchen unmöglichen Zeitgenossen dann leider allein gegenübersteht. 🙁 Naja…
Wir hatten im Hotel nur Übernachtung mit Frühstück gebucht. Abendessen im Haus wird im Hotel La Passionaria aktuell nicht angeboten, die Gäste mit Halbpension erhalten das Abendessen im Restaurant DOMA des Hotels Villa Regent.
Da wir uns in Mariánské Lázně ja doch ein wenig auskennen, wählten wir zum Abendessen einfach unsere Lieblingsrestaurants aus: die Česká hospůdka und das Restaurant Filip. Um es vorweg zu nehmen: wir wurden wiederum nicht enttäuscht. Wie immer freundliche, flotte und zuvorkommende Bedienung, hervorragende böhmische Küche: perfekt!
Am Samstagabend wollten wir dann auch ins Restaurant DOMA gehen, doch leider gab es aufgrund der Belegung durch Hotelgäste und externe Reservierungen keinen freien Platz für uns.
Aber kein Problem: in der Česká hospůdka haben wir auch diesen letzten Abend wundervoll verbracht und uns ausgesprochen sehr nett mit den Gästen am Nachbartisch unterhalten: Eine Schweizer Familie, sehr freundliche und aufgeschlossene Menschen – der Opa stammt ursprünglich aus Šumperk und besuchte seine alte Heimat. Er war sehr begeistert, wie gut wir uns nicht nur in Westböhmen, sondern auch in anderen Teilen Tschechiens auskennen, Tochter und Ehemann lebten viele Jahre in Vietnam und waren jetzt zusammen mit Opa und ihren Adoptivtöchtern – zwei sehr liebenswerte nette, aufgeschlossene und neugierige Zwillingsmädchen aus Äthiopien im Alter von 10 Jahren – aktuell auf Rundreise in Tschechien: ein paar Tage in Mariánské Lázně, dann weiter nach Prag und als Höhepunkt eine Reise zurück zu den Wurzeln der Familie ins Altvatergebirge.
Nach dem Abendessen am ersten Tag machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Kurstadt. Eine sehr entscheidende Veränderung fiel uns dabei auf: das Baťa-Gebäude steht nicht mehr! Zur Erläuterung: das unten links abgebildete Gebäude wurde 1931 erbaut und beherbergte auf mehreren Etagen ein Schuhkaufhaus der Firma Baťa. Leider litt das Gebäude unter der Verwendung von Tonerde-Zement beim Bau, so dass sich Risse in den tragenden Wänden bildeten. Das Haus musste im Sommer 2014 geschlossen werden, seither gab es verschiedene Pläne zur Erhaltung der Bausubstanz und Sanierung des Gebäudes. Doch keines dieser Projekte konnte sinnvoll finanziert und realisiert werden, so dass man im Dezember 2015 mit dem Abriss beginnen musste. Heute erinnert leider nur noch die Bodenplatte an den funktionalistischen Bau.
An dieser Stelle ein paar Ausführungen zur Firma Baťa: die Schuhfabrik wurde 1894 durch Tomáš Baťa in Zlín gegründet. Schon nach wenigen Jahren ging man zur fabrikmäßigen Herstellung von Schuhen und der direkten Belieferung des Einzelhandels über, das Unternehmen expandierte weltweit. Besondere Bekanntheit erlangte der Konzernchef durch die zu dieser Zeit sehr ungewöhnliche starke Ausrichtung auf soziale Belange der Mitarbeiter:
er kümmerte sich Schulbildung für Mitarbeiter und ihre Familien sowie um diverse Wohlfahrtseinrichtungen und liess für die damalige Zeit hochmoderne funktionalistische Siedlungen für seine Arbeiter an den verschiedenen Unternehmensstandorten bauen.
Der Konzern stieg um 1930 zum Weltmarktführer (!) auf und betreibt heute als weltgrößter (!) Hersteller von Schuhe 40 Fabriken 26 Ländern.
Wie bereits weiter oben erwähnt, nutzte ich das herrliche Wetter am Samstag für einen längeren Spaziergang auf dem Lehrpfad rund um Mariánské Lázně. Hier ein paar Bilder: